textI = \lyricmode { \set stanza = "STR_1." Fast je -- der weiß, was in Ha -- meln ge -- schah vor tau -- send und ei -- nem Jahr, wie die Rat -- ten dort haus -- ten, die al -- les fra -- ßen, das nicht aus Ei -- sen war. Zu die -- ser Zeit kam ich nach lan -- ger Fahrt als Spiel -- mann in diese Stadt und ich hör -- te als ers -- tes den He -- rold schrein als ich den Markt be -- trat, wer mit Got -- tes Hil -- fe o -- der al -- lein die Stadt von den Rat -- ten be -- freit, für den lä -- gen ab nun beim Ma -- gis -- trat hun -- dert Ta -- ler in Gold be -- reit. } textII = \lyricmode { \set stanza = "STR_2." Ich pack -- te mein Bün -- del, die Flö -- te und Lei -- er und klopf -- te ans Rat -- haus -- tor. Kaum sah man mich, schlug man die Tür wie -- der zu und leg -- te den Rie -- gel vor. Und ich hör -- te, wie man den Her -- ren sag -- te, es stün -- de ein Mann vor dem Tor, zer -- ris -- sen und stin -- kend in bun -- ten Lum -- pen mit ei -- nem Ring im Ohr, die -- ser Mann nun lie -- ße den Her -- ren sa -- gen, er kä -- me von weit, weit her und er bö -- te der Stadt sei -- ne Hil -- fe, weil er ein Rat -- ten -- fän -- ger wär. } textIII = \lyricmode { \set stanza = "STR_3." Ich war -- te -- te lan -- ge, dann rief ei -- ne Stim -- me durch die ge -- schlos -- se -- ne Tür: „Ver -- nich -- te die Rat -- ten und du be -- kommst die ver -- spro -- che -- nen Ta -- ler da -- für.“ Und ich ging und blies in der Nacht die Flö -- te, im -- mer nur ei -- nen ein -- zi -- gen Ton, der so hoch war, dass nur die Rat -- ten ihn hör -- ten, und kei -- ne kam da -- von: Bis hi -- nein in die We -- ser folg -- te mir bald die gan -- ze quie -- ken -- de Brut und am Mor -- gen trie -- ben dann hun -- dert -- tau -- send Ka -- da -- ver in der Flut. } textIV = \lyricmode { \set stanza = "STR_4." Als die Ha -- mel -- ner Bür -- ger hör -- ten, was al -- les ge -- schehn war in der Nacht, tanz -- ten sie auf den Stra -- ßen nur an mich hat kei -- ner ge -- dacht. Und als ich dann wie -- der vorm Rat -- haus stand und for -- der -- te mei -- nen Lohn, schlug man auch dies -- mal die Tür vor mir zu und er -- klär -- te mir vol -- ler Hohn nur der Teu -- fel kön -- ne bei mei -- ner Ar -- beit im Spiel ge -- we -- sen sein, des -- halb sei es ge -- recht, ich trie -- be bei ihm mei -- ne hun -- dert Ta -- ler ein. } textV = \lyricmode { \set stanza = "STR_5." Doch ich blieb und war -- te -- te Stun -- de um Stun -- de bis zum A -- bend vor je -- nem Haus, a -- ber die Rats -- herrn, die drin -- nen sa -- ßen, trau -- ten sich nicht he -- raus. Als es Nacht war ka -- men be -- waff -- ne -- te Ker -- le, ein Dut -- zend o -- der mehr, die schlu -- gen mir ih -- re Spie -- ße ins Kreuz und stie -- ßen mich vor sich her. Vor der Stadt hetz -- ten sie ih -- re Hun -- de auf mich und die Bes -- tien schon -- ten mich nicht: Sie ris -- sen mich um und piss -- ten mir noch ins blu -- ten -- de Ge -- sicht. } textVI = \lyricmode { \set stanza = "STR_6." Als der Mond schien flick -- te ich mei -- ne Lum -- pen, wusch mei -- ne Wun -- den im Fluss und wein -- te da -- bei vor Schwä -- che und Wut bis der Schlaf mir die Au -- gen schloss. Doch noch ein -- mal ging ich zu -- rück in die Stadt und hat -- te da -- bei ei -- nen Plan, denn es war Sonn -- tag, die Bür -- ger tra -- ten näm -- lich zum Kirch -- gang an. Nur die Kin -- der und die Al -- ten blie -- ben an die -- sem Mor -- gen al -- lein. Und ich hoff -- te, die Kin -- der wür -- den ge -- rech -- ter als ih -- re Vä -- ter sein. } textVII = \lyricmode { \set stanza = "STR_7." Ich hat -- te vor -- her mein zer -- fleisch -- tes Ge -- sicht mit bun -- ten Far -- ben be -- deckt und mein Wams, da -- mit man die Lö -- cher nicht sah, mit Hah -- nen -- feh -- dern be -- steckt. Und ich spiel -- te und sang, bald ka -- men die Kin -- der zu mir von ü -- ber -- all her, hör -- ten, was ich sang, mit Em -- pö -- rung und ver -- ga -- ßen es nie mehr. Und die Kin -- der be -- schlos -- sen mir zu helfen und nicht mehr zu -- zu -- sehn, wo Un -- recht ge -- schieht, son -- dern im -- mer ge -- mein -- sam da -- ge -- gen an -- zu -- gehn. } textVIII = \lyricmode { \set stanza = "STR_8." Und die Ha -- mel -- ner Kin -- der hiel -- ten ihr Wort und bil -- de -- ten ein Ge -- richt und zerr -- ten die Bos -- heit und die Lü -- gen ih -- rer Vä -- ter ans Licht. Und sie weck -- ten da -- mit in ih -- ren El -- tern Be -- trof -- fen -- heit und Scham. Und weil er sich schäm -- te, schlug manch ein Va -- ter sein Kind fast krumm und lahm. Doch mit je -- der Miss -- hand -- lung wuchs der Mut der Kin -- der die -- ser Stadt und die hilf -- lo -- sen Bür -- ger brach -- ten die Sa -- che vor den ho -- hen Rat. } textIX = \lyricmode { \set stanza = "STR_9." Es geschah, was heu -- te noch im -- mer ge -- schieht, wo Ru -- he mehr gilt als Recht, denn wo die Herr -- schen -- den Ru -- he wolln geht's den Be -- herrsch -- ten schlecht. So be -- schloss man die Ver -- trei -- bung ei -- ner gan -- zen Ge -- ne -- ra -- tion. In der Nacht des -- sel -- ben Ta -- ges be -- gann die schmut -- zi -- ge Ak -- tion: Ge -- fes -- selt und ge -- kne -- belt von den ei -- ge -- nen Vä -- tern be -- wacht hat man die Kin -- der von Ha -- meln ganz heim -- lich aus der Stadt ge -- bracht. } textX = \lyricmode { \set stanza = "STR_10." Nun war wie -- der Ru -- he in der Stadt Ha -- meln, fast wie in ei -- nem Grab. Doch die Nie -- der -- tracht blüh -- te, die Rats -- her -- ren fass -- ten ei -- lich ein Schrei -- ben ab, das wur -- de der Stadt -- chro -- nik bei -- ge -- fügt mit dem Stem -- pel des Lan -- des -- herrn und be -- sagt, dass die Kin -- der vom Rat -- ten -- fän -- ger er -- mor -- det wor -- den wär'n. Doch die Ha -- mel -- ner Kin -- der sind nicht tot, zer -- streut in al -- le Welt ha -- ben auch sie wie -- der Kin -- der ge -- zeugt, ih -- nen die -- se Ge -- schich -- te er -- zählt. } textXI = \lyricmode { \set stanza = "STR_11." Denn auch heu -- te noch set -- zen sich Men -- schen für die Rech -- te schwä -- che -- rer ein, die -- se Men -- schen könn -- ten wohl die Er -- ben der Ha -- mel -- ner Kin -- der sein. Doch noch im -- mer herrscht die Lü -- ge ü -- ber die Wahr -- heit in der Welt und so -- lan -- ge die Ge -- walt und Angst die Macht in Hän -- den hält, so -- lan -- ge kann ich nicht ster -- ben, nicht aus -- ruhn und nicht fliehn, son -- dern muss als Spiel -- mann und Rat -- ten -- fän -- ger im -- mer wei -- ter ziehn. % Coda Denn noch neh -- men Men -- schen Un -- recht als Na -- tur -- ge -- walt in kauf und ich het -- ze noch heu -- te die Kin -- der da -- ge -- gen im -- mer -- wie -- der auf und ich het -- ze noch heu -- te die Kin -- der da -- ge -- gen im -- mer -- wie -- der auf. }